Anonyme Alkoholiker nennen ihren Vornamen und fügen hinzu: „Ich bin Alkoholiker“, wenn sie in ihrer Selbsthilfegruppe das Wort ergreifen. Sie vergewissern sich der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe von Menschen. Nachdenkliche Mitglieder dieser Selbsthilfebewegung beantworten die Frage, warum sie die Formel regelmäßig benutzen, mit dem Hinweis, dies sei ein wichtiger Teil ihres Selbstverständnisses. Dazu zu stehen, sei übrigens nicht leicht. Aber leicht nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, was man sich alles so unter „Alkoholiker“ vorstellt… Sind aber nutzen dieses Ritual, um sich einen zentralen Aspekt der eigenen Persönlichkeit immer wieder vor Augen zu führen. Die lebenslange krankhafte Reaktionsbereitschaft auf Alkohol ist Teil ihrer Identität (Da beißt die Maus keinen Faden von ab, hätte ich beinah gesagt).

Was anders als Hochachtung kann man vor Menschen haben, die sich nicht nur ihrer angesehenen, vorzeigbaren und angenehmen Erscheinungsformen und Merkmale ihrer Persönlichkeit bewusst sind, sondern auch ihrer Eigenschaften, die allgemein weniger positiv bewertet werden.

Mir fallen bei der Frage, was für eine Person ich denn eigentlich bin, zunächst auch eher Charakterzüge ein, die ich mag und von denen ich weiß, dass sie gerne gesehen werden. Ich habe aber leider auch unangenehme Seiten an mir kennenlernen müssen. Meist waren es wohlmeinende Menschen, die mich darauf aufmerksam gemacht haben.

Es gibt natürlich auch Eigenschaften, die ich nicht beeinflussen kann: Ich bin Deutscher, fast überall in der Welt Ausländer, habe ein bestimmtes Erscheinungsbild, ein mir angeborenes Geschlecht, eine sexuelle Orientierung und eine Ausstrahlung, die ich nicht vollständig selbst bestimmen kann.

All das und noch manches mehr gehört zu mir, das bin ich selbst.

Seit ich mir über meine Lebenseinstellung Gedanken gemacht habe, fällt es mir leichter, so etwas hinzunehmen und anzuerkennen, wie ich bin. Das ist der Start für Veränderungen, die ich in Richtung auf positive Eigenschaften für mich (leider nicht immer erfolgreich) versuche.

Beim Blick auf andere (Menschen) stelle ich fest, ihre dunklen Seiten – also alles, was nicht so in mein Weltbild passt – springt mich gleich an. Ich trage einen Haufen von Vorurteilen mit mir herum. Und nun werden Sie vielleicht vermuten, dass ich mich negativ über Vorurteile äußere. Das möchte ich nicht. Sondern ich möchte Ihnen davon erzählen, dass mir meine Vorurteile häufig dabei helfen, sie zu bestätigen oder zu verwerfen.  

Wenn ich Menschen beobachte oder kennenlernen darf, verändern sich meine Vorurteile manchmal zu neuen Irrtümern oder leiten mich zu einer neuen Sicht.

Das kann mein Beitrag gegen Rassismus und Diskriminierung sein. Das bedeutet für mich übrigens nicht, dass ich Dinge nicht mehr benennen darf, weil sie „politisch“ nicht korrekt sind.           

Politische Korrektheit schafft man nicht durch eine unlesbare Gendersprache oder Kunstpausen beim Sprechen, sondern durch Bereitschaft zur Akzeptanz des fremden, des neuen, des ungewohnten. Dabei hat mir die Frage eines Aktivisten geholfen: „Wenn ein Rollstuhlfahrer die Treppen zur U-Bahn nicht herunterfahren kann, ist dann  e r  behindert, oder die Gesellschaft, die U-Bahnhöfe ohne Fahrstuhl baut?“ Wenn ein Mensch sich weder als weiblich noch als männlich versteht, hat er sich dann falsch verstanden oder muss ich mich fragen ob es mehr gibt als zwei Geschlechter? Sind ein Abstinenzler, der sich Alkoholiker nennt und ein Trinker, der nach jedem Besäufnis in Entzugserscheinungen gerät, sich aber nicht für einen Alkoholiker hält, dann Spinner oder hat man etwas nicht richtig verstanden?

Im Duden steht unter dem Stichwort Identitätspolitik: „politisches Handeln, bei dem die (u. a. nationale, ethnische, soziale, kulturell-religiöse) Zugehörigkeit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe auf ab- oder ausgrenzende Weise im Mittelpunkt steht.“

 Lassen wir hier die Politik aus dem Spiel und geben wir uns gegenseitig Identitätsfreiheit. Dann können wir sein wer wir sind und lernen voneinander etwas über die Vielfalt des Lebens.

Aber natürlich alles nur in Besonnenheit empfiehlt

Anonyme Alkoholiker nennen ihren Vornamen und fügen hinzu: „Ich bin Alkoholiker“, wenn sie in ihrer Selbsthilfegruppe das Wort ergreifen. Sie vergewissern sich der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe von Menschen. Nachdenkliche Mitglieder dieser Selbsthilfebewegung beantworten die Frage, warum sie die Formel regelmäßig benutzen, mit dem Hinweis, dies sei ein wichtiger Teil ihres Selbstverständnisses. Dazu zu stehen, sei übrigens nicht leicht. Aber leicht nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, was man sich alles so unter „Alkoholiker“ vorstellt… Sind aber nutzen dieses Ritual, um sich einen zentralen Aspekt der eigenen Persönlichkeit immer wieder vor Augen zu führen. Die lebenslange krankhafte Reaktionsbereitschaft auf Alkohol ist Teil ihrer Identität (Da beißt die Maus keinen Faden von ab, hätte ich beinah gesagt).

Was anders als Hochachtung kann man vor Menschen haben, die sich nicht nur ihrer angesehenen, vorzeigbaren und angenehmen Erscheinungsformen und Merkmale ihrer Persönlichkeit bewusst sind, sondern auch ihrer Eigenschaften, die allgemein weniger positiv bewertet werden.

Mir fallen bei der Frage, was für eine Person ich denn eigentlich bin, zunächst auch eher Charakterzüge ein, die ich mag und von denen ich weiß, dass sie gerne gesehen werden. Ich habe aber leider auch unangenehme Seiten an mir kennenlernen müssen. Meist waren es wohlmeinende Menschen, die mich darauf aufmerksam gemacht haben.

Es gibt natürlich auch Eigenschaften, die ich nicht beeinflussen kann: Ich bin Deutscher, fast überall in der Welt Ausländer, habe ein bestimmtes Erscheinungsbild, ein mir angeborenes Geschlecht, eine sexuelle Orientierung und eine Ausstrahlung, die ich nicht vollständig selbst bestimmen kann.

All das und noch manches mehr gehört zu mir, das bin ich selbst.

Seit ich mir über meine Lebenseinstellung Gedanken gemacht habe, fällt es mir leichter, so etwas hinzunehmen und anzuerkennen, wie ich bin. Das ist der Start für Veränderungen, die ich in Richtung auf positive Eigenschaften für mich (leider nicht immer erfolgreich) versuche.

Beim Blick auf andere (Menschen) stelle ich fest, ihre dunklen Seiten – also alles, was nicht so in mein Weltbild passt – springt mich gleich an. Ich trage einen Haufen von Vorurteilen mit mir herum. Und nun werden Sie vielleicht vermuten, dass ich mich negativ über Vorurteile äußere. Das möchte ich nicht. Sondern ich möchte Ihnen davon erzählen, dass mir meine Vorurteile häufig dabei helfen, sie zu bestätigen oder zu verwerfen.  

Wenn ich Menschen beobachte oder kennenlernen darf, verändern sich meine Vorurteile manchmal zu neuen Irrtümern oder leiten mich zu einer neuen Sicht.

Das kann mein Beitrag gegen Rassismus und Diskriminierung sein. Das bedeutet für mich übrigens nicht, dass ich Dinge nicht mehr benennen darf, weil sie „politisch“ nicht korrekt sind.           

Politische Korrektheit schafft man nicht durch eine unlesbare Gendersprache oder Kunstpausen beim Sprechen, sondern durch Bereitschaft zur Akzeptanz des fremden, des neuen, des ungewohnten. Dabei hat mir die Frage eines Aktivisten geholfen: „Wenn ein Rollstuhlfahrer die Treppen zur U-Bahn nicht herunterfahren kann, ist dann  e r  behindert, oder die Gesellschaft, die U-Bahnhöfe ohne Fahrstuhl baut?“ Wenn ein Mensch sich weder als weiblich noch als männlich versteht, hat er sich dann falsch verstanden oder muss ich mich fragen ob es mehr gibt als zwei Geschlechter? Sind ein Abstinenzler, der sich Alkoholiker nennt und ein Trinker, der nach jedem Besäufnis in Entzugserscheinungen gerät, sich aber nicht für einen Alkoholiker hält, dann Spinner oder hat man etwas nicht richtig verstanden?

Im Duden steht unter dem Stichwort Identitätspolitik: „politisches Handeln, bei dem die (u. a. nationale, ethnische, soziale, kulturell-religiöse) Zugehörigkeit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe auf ab- oder ausgrenzende Weise im Mittelpunkt steht.“

 Lassen wir hier die Politik aus dem Spiel und geben wir uns gegenseitig Identitätsfreiheit. Dann können wir sein wer wir sind und lernen voneinander etwas über die Vielfalt des Lebens.

Aber natürlich alles nur in Besonnenheit empfiehlt

AnDi